Die Idee zu diesem langen Film entstand nach einem Kurzporträt über Ursula Mamlok, das ich 2011 im Rahmen des jährlichen Gedenktages der Novemberpogrome drehte. Nach dieser ersten Begegnung mit der Komponistin erkannten wir, dass es eines längeren Films bedarf, um aus dem Leben dieser herausragenden Künstlerin zu erzählen. Ausschlaggebend war schließlich ihre bereits geplante Reise nach New York. Die Stadt, in der sie mehr als 60 Jahre gelebt hatte und in der eines ihrer Werke zum Saison-Abschluss-Konzert der League of Composers aufgeführt werden sollte. Die Orchesterproben wollte Ursula Mamlok auf jeden Fall musikalisch betreuen und bei der Gelegenheit ihre New Yorker Freunde wiedersehen. Sie dorthin zu begleiten, bot die Möglichkeit, nicht nur mehr über ihr Leben und ihre Musik zu erfahren, sondern sie vor allem auch bei der Arbeit zu erleben.
Neben den Drehvorbereitungen für New York begannen der Kameramann Ronald König und ich mit den grundsätzlichen Überlegungen zu diesem Filmporträt. Über Bettina Brand, die Agentin Ursula Mamloks, die diesen Film nicht nur initiierte, sondern auch maßgeblich unterstützte, lag uns eine lange Liste verschiedenster Konzerte, Veranstaltungen, Meetings und Musikproduktionen für die nächsten Monate vor. Nicht unbedingt der typische Terminkalender einer 89jährigen Komponistin. Ihre Musik war vor ihrer Rückkehr nach Berlin in Deutschland weitgehend unbekannt gewesen. Das zu ändern, daran lag ihr viel.
Angesichts dessen wurde mir schnell klar, Ursula Mamlok zu porträtieren, heißt, ihr zu folgen. So konnte ich am besten zeigen, was ihr am wichtigsten ist und immer war, was sie ein Leben lang beschäftigt hat, was ihr Halt gab in schwierigen Zeiten und sie mutige Entscheidungen treffen ließ, was sie geprägt, geformt und in Bewegung gehalten hat – „Movements“ in jeder Hinsicht.
Entstanden ist ein sehr gegenwärtiger Film über die Komponistin Ursula Mamlok, ein Film, der Einblicke in ihre Arbeit und ihre Musik ermöglicht und dabei die wichtigsten Stationen ihres Lebens reflektiert. Dabei zeigt der Film eine Frau zwischen Berlin und New York, die stets hoffnungsvoll und mit beiden Beinen auf dem Boden und mit dem Glauben an die Kraft, ja Notwendigkeit einer neuen Musik ihren Weg gefunden hat. Dass dies nicht selbstverständlich war in ihrer Zeit, wissen wir nur zu gut.
Anne Berrini